Die traditionelle chinesische Medizin TCM besteht aus einem umfassenden Gebilde von Gedanken und Einwirkungen, die in einem kurzen Artikel kaum zusammenfassend darzustellen sind. Aber dieser „Lehre der Gesundheit“ sind auch einige nachahmenswerte, alltagstaugliche Gesundheitstipps zu entnehmen, die wir Ihnen nachfolgend übermitteln möchten:
Von frühen Vögeln und fetten Würmern
Sicher kennen Sie den Sprüche: „Der frühe Vogel fängt die fettesten Würmer“ oder auch: „Morgenstund hat Gold im Mund“. Wer keine fetten Würmer mag, Morgenstund eher als bleilastig empfindet und vor Mitternacht sowieso nicht schlafen kann, kennt sicher den Rat, doch einmal „mit den Hühnern zu Bett zu gehen“, weil das ja so erfrischend und wichtig für die Gesundheit sei.
Tatsächlich scheint die traditionelle chinesische Medizin Ähnliches zu raten: In der TCM wird größten Wert auf ein Leben im Einklang mit chinesischen Organuhr gelegt, die den Tag in zwölf Phasen einteilt, in denen jeweils bestimmte, wichtige Organe ihre höchste Aktivität entfalten. Manche Organe brauchen dazu die Ruhe der Nacht: So werden die Stunden von 23 Uhr bis 1 Uhr nachts als die Zeit angesehen, in der die Gallenblase ihre wichtigste Phase durchläuft, anschließend darf sich die Leber von 1 Uhr bis 3 Uhr reinigen und neu aufbauen.
Da das alte System der TCM den Entwicklungen des modernen menschlichen Lebens aber nicht blind gegenüber steht, sondern in höchstem Maße um zeitgemäße Anpassung bemüht ist, geht es nicht um ein Diktat á la „22.30 Uhr Klappe runter“. Sondern darum, die Funktion des Schlafs für Aufbau und Erholung des Körpers ernstzunehmen – z. B. „Schlafschulden“ rechtzeitig zurückzahlen, also im Zweifel wirklich einmal mit den mit den Hühnern zu Bett zu gehen, wenn sich der Körper aus Schlafmangel träge anfühlt und die Laune aus dem gleichen Grund Kapriolen schlägt. Und es geht darum, generell darauf zu achten, auch in einem höchst anregenden Großstadtleben nicht in einen immer später beginnenden Schlafrhythmus abzurutschen.
Beide Korrekturen können und sollten ganz entspannt und mit Rücksicht auf den eigenen Biorhythmus durchgeführt werden; Großstadthühner gehen schließlich meist auch nicht mehr um 18 Uhr auf die Stange.
Vermeiden Sie Eiswürfel-Schocks!
Die traditionelle chinesische Medizin rät dazu, vor allem bei großer Hitze eisgekühlte Getränke zu vermeiden, weil das den körperlichen Temperaturausgleich schockt. Die plötzliche Absenkung der Körpertemperatur „von innen“ führe nur dazu, dass der Körper versucht, weitere Wärmeverluste zu verhindern, indem er die Poren verschließt – dadurch wird Abkühlung verhindert, also das Gegenteil vom Beabsichtigten erreicht.
Ein kluger und bei weitem nicht nur in der TCM gebräuchlicher Rat: Auch erfahrene Wüstenbewohner werden Sie nie mit einem Drink in einem Glas voller Eiswürfel antreffen, sondern mit einem lauwarmen Tee oder schlicht einem lauen bis warmen Glas gefiltertem Trinkwasser, die derart drastische Einflüsse auf die Körpertemperatur vermeiden. Wenn Getränke in etwa die Temperatur der Atemluft haben, stören sie den körperlichen Wärmeausgleich kaum, wenn Getränke um ein Vielfaches kälter als die Atemluft sind, kommt uns sogar die eingeatmete Luft heißer vor.
Ein Hoch auf die Kräutertees
Wie wäre es mit lauwarmem Tee? Wie in jeder alten Volksmedizin auch in der TCM ein bevorzugtes Getränk – ganz logisch, unsere Vorfahren wussten eben noch, wie viele heilsame Stoffe in den Pflanzen der Umgebung heranwachsen und wie leicht diese heilsamen Stoffe über das Teetrinken zu nutzen sind.
In der TCM wird z. B. bei Überhitzung Chrysanthemen-Tee empfohlen, wobei die „kühlende Chrysantheme“ auch gleich die Leber schützen und die Sehkraft verbessern soll. Der ebenfalls sehr beliebte Ingwertee steht im Ruf, ausgleichend auf die Verdauung zu wirken und innere Ängste zu lindern.
Kräutertees sind aber ganz allgemein gesund: Sie versorgen den Körper über die spezifischen Pflanzenwirkungen hinaus mit der grundlegend wichtigen Flüssigkeit, wenn diesem (mal wieder) zu wenig Trinkwasser zugeführt wurde, sie helfen dem Körper ganz entscheidend bei der Entgiftung und unterstützen so und durch die verschiedenen pflanzlichen Inhaltsstoffe das Immunsystem.
Sonne tut auch den Kleidern gut
Dass der Mensch möglichst täglich 15 Minuten Sonne genießen sollte, um seinen Vitamin-D-Haushalt aufzubessern, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben.
Aber auch Ihre Kleidung gewinnt, wenn sie gelegentlich ein (in diesem Fall gerne ausgedehntes) Sonnenbad nehmen darf. Der Sinn dieses uralte TCM-Tipp ist längst wissenschaftlich untersucht: UV-Licht tötet Bakterien und Viren und zerstört Schimmelsporen; so gut, dass mit UV-Röhren bestückte Roboter gerade als zukunftsfähige Waffe gegen resistente Mikroorganismen in Krankenhäusern erprobt werden.
Der dadurch frische, reine Geruch und der Eindruck in der Kleidung gespeicherter Sonnenwärme sind erfreuliche Zugaben der Sonnen-Bestrahlung. Von dieser Behandlung profitieren natürlich auch Bettwäsche und Handtücher, die früher üblichen Wäscheleinen vor dem Haus waren also vielleicht kein ästhetischer Hit, aber in Bezug aus Hygiene und Frische eine sehr gute Idee.
Akupunktur: Pflege der Energiebahnen
Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass der Körper von zahlreichen Energiebahnen durchzogen ist und dass diese Meridiane durch Akupunktur angeregt werden können. Dazu hat die TCM in jahrhundertelanger Praxis und Forschung etwa 350 Akupunkturpunkte am ganzen Körper ermittelt, mit jeweils anderen Regulierungsfunktionen.
Die TCM nutzt die Akupunktur zur Pflege der Energiebahnen (damit die Lebensenergie wieder frei fließen kann) und natürlich auch zur Behandlung von Krankheiten, die diese Energiebahnen nachhaltig stören können bzw. eine nachhaltige Störung dieser Energiebahnen offenbaren. Klassische Anwendungsgebiete sind z. B. die allgemeine Stärkung des Immunsystems und die Therapie von Bluthochdruck, die Linderung von Depressionen und häufiger/längerfristiger Übelkeit.
Die westliche Wissenschaft hat noch nicht herausbekommen, ob es Energiebahnen gibt und welche Wirkmechanismen hinter der Akupunktur stecken. Dass die Reizung bestimmter Körperpunkte bei zahlreichen Beschwerden positive Wirkungen vermittelt, ist inzwischen derart unbestritten, dass die Bundesärztekammer bereits seit dem Jahr 2003 selbst eine Weiterbildung zum Akupunkteur anbietet (von den gut 96.000 Akupunktur-Anwendern in der EU sind rund 80.000 westlich ausgebildete Ärzte).
Honig hat verborgene Kräfte
Honig wird in der TCM hoch geschätzt, unter anderem weil er starke antibakterielle Eigenschaften hat, das Immunsystem stimuliert und sich sehr günstig auf die (gestörte) Verdauung auswirkt.
Zum Verzehr wird er in kleinen Mengen empfohlen, die den Insulin-Haushalt nicht stören und doch die Wirkung starker Kräuter abpuffern können. Beliebt ist vor allem der äußere Einsatz als Einreibemittel und bei der Wundheilung, wo der Honig Infektionen vorbeugt, die Durchblutung anregt und schmerzlindernd wirkt.
Wiederum im Einklang mit ganzheitlich denkenden Medizinern und Naturheilkundigen außerhalb Chinas, die die heilsamen Kräfte des Honigs gerade wiederentdecken: Seit ein paar Jahren wird australischer Manuka-Honig im Rahmen des Wundmanagements schwierig zu behandelnder Wunden eingesetzt. Honig wird auch zur ganzheitlichen Allergie-Vorbeugung genutzt, weil ein im direkten heimischen Umfeld gesammelter Honig auch alle Pollen des Umfelds enthält.
Frühstück ist ein guter Einstieg in den Tag
In der Ernährungslehre der TCM wird dem Frühstück ein wichtiger Stellenwert zugemessen. Nach der chinesischen Organuhr hat der Magen zwischen 7 und 9 Uhr eine Hoch-Zeit, die Milz soll Nahrung zwischen 9 und 11 Uhr besonders effektiv in Energie umsetzen. Gereicht wird ein warmes Frühstück, das im Magen nicht erst unter hohen Aufwand für den Stoffwechsel erwärmt werden muss. Kaltes Essen soll den Magen (morgens) häufig überfordern, so dass er die Milz nicht optimal bedient. Das soll Verdauungsprobleme nach sich ziehen und Kälte in den Körper ziehen, die wiederum das Immunsystem schwächt.
Ein warmes Frühstück soll den Verdauungsapparat und das Immunsystem stärken, länger sättigen und so Heißhungerattacken verhindern, kalte Füße und kalte Hände aufwärmen. Dieses Frühstück artet aber nicht in Kochen aus, sondern wird nach schnellen einfachen Frühstücksrezepten zubereitet. Großen Wert wird auf lange sättigende, hochwertige Kohlenhydrate gelegt, die mit pflanzlichen Lebensmitteln mit vielen guten sekundären Pflanzenstoffen kombiniert wird:
Wärmender und nährender Dinkelgrießbrei mit getrockneten Früchten gibt Energie gegen Stress und Nervosität; Hirsebrei oder Mais-Polenta mit Saaten, Nüssen und Apfel-, Birnenmus leitet bei Pilzbefall, Schnupfen, Ödemen Schleim und Feuchtigkeit aus. Reis als Milchreis oder Risotto mit Bananen, Pflaumen, Mangos oder Avocados, Pilzen, Kräutern, Mandeln und Cashew-Nüssen wirkt gegen innere Hitze in Schwangerschaft, Stillzeit, den Wechseljahren; CousCous mit Gemüsen und Ei befeuchtet den Darm bei trockener Verstopfung; Hafer-Porridge mit (Trocken-) Früchten wärmt und stärkt Immunsystem und Darm … Alles Rezepte, die auch von der modernen westlichen Ernährungslehre wärmstens für Menschen empfohlen würden, die schon morgens mit einem gesunden Appetit gesegnet sind. In diesem Fall spricht natürlich auch überhaupt nichts dagegen, die in langer Erfahrung ermittelten besonderen Anwendungen/Zielsetzungen einzelner TCM-Frühstücksgerichte auszutesten.
Nach neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen ermittelt jedoch der Instinkt die beste Nahrung für den jeweiligen Stoffwechsel (der natürlich vorhanden/wiederentdeckt/geschult sein muss, morgens Hunger auf fette Burger zählt nicht zu den gesunden, ursprünglichen Nahrungsinstinkten). Den Menschen, die morgens nicht mehr als einen Milchkaffee herunterkriegen, würden moderne Ernährungswissenschaftler innerhalb und außerhalb der TCM-Ernährungslehre deshalb vermutlich raten, es in der Frühe bei dieser Nahrung (denn um solche handelt es sich durchaus) bewenden zu lassen und das warme Frühstück dann zu genießen, wenn sich der erste Hunger meldet. Wer gerne früher Essen möchte, kann versuchen, sein Verdauungssystem morgens mit einem Glas warmen Wasser „zu wecken“. Dies kann mitunter ebenso erfrischend sein wie selbst gesprudeltes Trinkwasser.
Nicht mit kalten Füßen Barfuß laufen
Ein Tipp der TCM, der einfach nur Rücksicht auf selbstverständliche physiologische Grundlagen fordert und deshalb eher an „Immer-und-Überall-Barfußläufer“ gerichtet ist als an Menschen mit gesundem Körpergefühl. Denn Barfußlaufen ist im Grunde gesund und empfehlenswert und kann sogar zum Zweck der Abhärtung zum gelegentlichen „Barfußlaufen in kühlen Gefilden“ ausgeweitet werden.
Wer jedoch mangels Aufmerksamkeit für den eigenen Körper stundenlang mit bloßen, kalten Füßen herumläuft, tut sich, seinen Nieren und seinem Urinaltrakt nichts Gutes und fordert zudem sein Immunsystem ziemlich heraus. Auch bei diversen anderen Stoffwechselschwächen sollten kalte Füße aufmerksam machen bzw. die Füße immer sorgsam warmgehalten werden, was auch schon unsere Vorfahren wussten: „Kühler Kopf und warme Füße machen den besten Doktor arm“, sagt eine alte deutsche Gesundheitsregel.
Zu heißes Essen: Nährt nicht, sondern verbrennt
Die Ernährungslehre der TCM empfiehlt, warme Gerichte in angenehm warmen Temperaturen und nicht kochend heiß zu genießen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, weil unser Verdauungssystem wie unser Körper auf „Betriebstemperaturen“ zwischen 35,7 und 37,3 °C eingestellt ist.
Seine Normal-Temperatur möchte der Körper auch dringend halten, weshalb schon eine größere Menge ziemlich heißer, schnell zugeführter Nahrung für das körperliche Wärmeregulationssystem eine echte Herausforderung darstellt.
Darüber hinaus gibt es jedoch Menschen, die darauf bestehen, warme Speisen und Heißgetränke wirklich kochend heiß zu sich zu nehmen – keine gute Idee, das ist nichts anderes als „den eigenen Körper verbrennen“. Derart heiße Nahrung kann die Mundschleimhaut verbrennen und auf Dauer der Mundflora zusetzen; sie kann aber auch die Speiseröhre verbrühen und dabei die schützende Schleimhautwand verletzen – was zur Entwicklung von Geschwüren und langfristig zur Entwicklung von Krebs führen kann.
Mandarinen: Vom Gesundheitswert her „die Äpfel der TCM“
Die Mandarine, eine Zitrusfrucht mit botanischem Namen Citrus reticulata, ist in China beheimatet und zählt zu den Lieblingsfrüchten der TCM. Die Mandarine ist eine sehr alte und ursprüngliche Frucht, aus deren Kreuzung mit der Pampelmuse erst viel später die uns heute so vertraute Orange hervorging.
In der TCM wird der Verzehr von Mandarine während der Therapie verschiedenster Beschwerden empfohlen: Das Fruchtfleisch soll ausgleichend auf die Magensäuren und Verdauung wirken und Erkältungen vorbeugen. Die getrocknete Haut wird zur Heilung von Husten und Blähungen eingesetzt, die Kerne sollen Brust- und Rückenschmerzen lindern, die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sollen das Krebsrisiko senken.
Wir wissen nicht, ob es in der TCM einen ähnlichen Spruch gibt wie die englische Redewendung: „An apple a day keeps the doctor away“ (ein Apfel am Tag hält den Doktor aus dem Haus); verdient hätte die Mandarine das aber wohl auf jeden Fall. Es spricht nichts dagegen, die viel süßer und aromatischer als Clementinen und Satsumas schmeckende Frucht öfter in die Ernährung einzubinden – kiloweise sollte die fruchtzuckerreiche Mandarine allerdings nicht genossen werden.